Postcity Michael Candy (Austrialien) robotische Lichtskulptur CRYPTID

Dossier: Ars Electronica

Ars Electronica in Linz, Austria: festival, competition and museum of the future.
Ars Electronica en Linz, Austrujo: konkurso kaj festivalo, muzeo kaj arkivo de la estonteco.

Ars Electronica in Linz. Zukunftsträchtiges Museum und weltoffenes Festival – wer würde das ausgerechnet in Österreich erwarten? Ich staune jedesmal:

    1. d’Land, 13. September 2019: Menschen, Maschinen, Mikroben. Zu ihrem 40. Geburtstag setzt die Ars Electronica in Linz auf Bio-Tech und Künstliche Intelligenz

    2. d’Land, 26. September 2014: Museum der Zukunft. Ars Electronica 2014: Nostalgie zum 35. Geburtstag

    3. Stuttgarter Nachrichten, 08.05.1999: Telegarten: Schrebergärtner aller Länder…

Published, Aperis: d’Lëtzebuerger Land, 13.09.2019

Menschen, Maschinen, Mikroben


Zu ihrem 40. Geburtstag setzt die Ars Electronica in Linz auf Bio-Tech und Künstliche Intelligenz

Techno-Musik und Roboter, Animationsfilme und Sake-Partys bis in den frühen Morgen: eine Woche lang konnte man sich im österreichischen Linz wie in Japan fühlen. Für die Kreativen von Canon, Sony & Co. ist die Ars Electronica wohl Pflicht. Jedenfalls fallen bunte Kimonos im Gedränge der Nerds auf, während die vereinzelten Krawatten einheimischer Politiker hilflos untergehen. Das älteste und größte Festival für digitale Kultur bot so viel Programm wie noch nie: über 500 Konzerte, Ausstellungen, Konferenzen und Performances von mehr als 1.400 Künstlern, Wissenschaftlern, Technikern und Freaks aus aller Welt.

Im "Deepspace" des Linzer Ars Electronica Center
Im „Deepspace“ des Linzer Ars Electronica Center

Die Events der 40. Ars Electronica waren über ganz Linz verstreut, vor allem aber in einem aufgelassenen Post-Verteilerzentrum beim Bahnhof: riesige Hallen, haushohe Paketrutschen, im Keller kilometerlange Gänge eines Atombunkers. Zum Oberthema „Out of the Box – Die Midlife-Crisis der Digitalen Revolution“ wurden in diesem düsteren Labyrinth spektakuläre Installationen gezeigt. Diskutiert wurde auch über einen „europäischen digitalen Humanismus“: Gibt es Alternativen zu IT-Konzernen aus USA und Überwachungstechnik aus China? Die Designer Bjørn Karmann und Tore Knudsen präsentierten „Alias“, eine Datenschutz-Kappe, die Sprachassistenten wie Alexa oder Siri mit einem Rauschen stören kann. Das Projekt „The Hidden Life of an Amazon User“ von Joana Moll klärte auf, dass beim Online-Kauf eines einzigen Buches vom Kunden über 8.000 Seiten Daten abgegriffen werden.

"Earthlink" by Sasa Spacal, Ars Electronica 2019
„Earthlink“ by Sasa Spacal, Ars Electronica 2019

Oft wurden Tech und Bio kombiniert, etwa Pilze tätowiert oder an nahrhaftem Beton für Fische getüftelt. Viele Künstler suchen den Dialog mit der Natur und hantieren mit Übersetzungsgeräten für die Sprache von Vögel, Fledermäusen oder Fliegen. „One Tree ID – How To Become A Tree For Another Tree“ von Agnes Meyer-Brandis ist ein Parfüm, das Bäume ansprechen soll. Eine japanische Gruppe sucht dagegen einen Duft, den männliche Haifische als sexy empfinden. Mit Mikroben arbeitet auch die Installation „[ir]reverent: Miracles on Demand“ von Adam Brown: Ein Bio-Inkubator, der wie eine Monstranz aussieht, produziert eine Flüssigkeit, die Blut ähnelt.

Zum Wettbewerb der Ars Electronica wurden heuer 3256 Projekte aus 82 Ländern eingereicht. In der Kategorie „Digital Musics & Sound Art“ ging die „Goldene Nica“ erstmals an einen Österreicher, nämlich an Peter Kutin für seine Klangskulptur „Torso #1“, die an eine Windmühle erinnert. Die Jury für die Kategorie „Computer Animation“ wollte nicht brillante Technik sehen, sondern Ideen und Visionen. Das Rennen machte da „Manic VR“ der Kanadierin Kalina Bertin, eine Expedition in die Lebenswelt von Menschen mit bipolarer Störung. Der erste Preis für die neue Kategorie „Artificial Intelligence & Life Art“ ging an die Installation „Labor“ des US-Künstlers Paul Vanouse: Bakterien in gläsernen Bioreaktoren liefern für ein T-Shirt einen Schweiß-Geruch, der „an Arbeit erinnert“.

Die Zahl der Besucher wird auf über 100.000 geschätzt. Das „Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft“, organisatorisch ein Unternehmen der Stadt Linz, expandiert unermüdlich: Zum „Prix Ars Electronica“ und der „Klangwolke“, einem Open-Air-Konzert an der Donau, kommen mittlerweile eigene Festivals zu Animation und zu Musik, ein „Gallery Space“ für Sammler und Kuratoren, Kooperationen mit Museen und 57 Universitäten rund um den Globus, ein permanentes Ars Electronica Center, das Forschungs- und Entwicklungszentrum „Futurelab“, unter dem Titel „European ARTifical Intelligence Lab“ ein neues Residency-Programm für Künstler, dazu eigene Filialen in Japan, USA und neuerdings auch Australien.

Ars Electronica Center in Linz
Ars Electronica Center in Linz

Den Aufstieg zur weltweit beachteten „Kultur-, Bildungs- und Forschungs-Plattform“ erklärt ihr Gründer, der ORF-Journalist Hannes Leopoldseder, ganz einfach: „Wir hatten 1979 die Idee. Und die schmutzige Industriestadt Linz suchte eine Zukunft nach Eisen und Stahl.“ Weniger charmant erinnert sich Peter Weibel, ehemals Leiter der Ars Electronica und heute des ZKM in Karlsruhe: „Eigentlich geht Medientheorie auf den ‚Wiener Kreis‘ zurück. Aber Wien wollte nach dem Krieg die Juden nicht zurück haben, Salzburg war zu reaktionär, und Graz hat es verschlafen.“ So konnte sich Linz in aller Ruhe auf die Computer-Welt spezialisieren. Bis das neumodische Kybernetik- und Mikroelektronik-Zeug als „Kultur“ akzeptiert wurde, dauerte es allerdings lange. Der für die erste „Klangwolke“ angefragte Dirigent Eugen Jochum hatte sich noch strikt geweigert, Musik von Bruckner derart in der Öffentlichkeit zu profanieren.

Zum Jubiläum erinnerte eine Ausstellung im Lentos-Kunstmuseum an bisherige Höhepunkte der Ars Electronica, etwa ein „Mach-mit-Konzert“, bei dem lange vor Social Media im Jahr 1980 alle Bürger ihr Radio einschalten und ins Fenster stellen sollten. Besonders in Erinnerung geblieben ist auch ein großes gemeinsames Computerspiel, ein übers Internet gepflegter und gegossener „Telegarten“ und eine im Fernsehen live gefakte Hunde-Sprengung. Und das legendäre „Spermien-Rennen“: Männer konnten auf dem Hauptplatz Samenproben abgeben, testen lassen und es damit je nach Qualität zum „Tagessieger“ bringen.

Plakate der ersten Ars Electronica von 1979
Plakate der ersten Ars Electronica von 1979

Immer wieder machten Gewinner der „Goldenen Nica“ später Furore, zum Beispiel Wikipedia und Wikileaks. Für die Zukunft setzt Gerfried Stocker, der künstlerische Leiter der Ars Electronica, auf das Thema „Künstliche Intelligenz“. Das Ars Electronica Center wurde völlig neu gestaltet, seine Dauerausstellung ist nun ganz auf KI fokussiert. Neu ist auch die Festival-Kategorie „AI meets Music“, die Hermann Nitsch mit einem Orgelkonzert eröffnete. „Bislang hat die Digitalisierung bestehende Abläufe unserer industrialisierten Welt revolutioniert“, erläutert Stocker: „Aber jetzt kommt etwas völlig anderes. Die Verbindung von KI-Systemen und Biotechnologie wird sich in den nächsten Jahren massiv auswirken.“

Martin Ebner

Festival und Wettbewerb, Museum und Archiv der Zukunft: www.ars.electronica.art

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The AI Gamer Roboter" by Bandai Namco, Ars Electronica 2019
The AI Gamer Roboter“ by Bandai Namco, Ars Electronica 2019

Published, Aperis: d’Lëtzebuerger Land, 26.09.2014

Museum der Zukunft

Ars Electronica 2014: Nostalgie zum 35. Geburtstag

Innovation, Avantgarde, moderne Kultur oder gar „schöpferische Kraft junger Menschen“: die Minister und Sponsoren, die zur Verleihung der Goldenen Nicas im Brucknerhaus aufmarschierten, warfen mit zukunftsorientiertem Vokabular um sich. Viele Künstler scheinen dagegen genug zu haben von Cyberspace, Futurelab und all dem neuen Zeug. Jedenfalls präsentierten sie Anfang September in Linz auch Installationen mit urigen Tonbändern, Dudelsäcke ohne USB-Anschluss, Film-Vorführgeräte mit Fahrrad-Antrieb. Für Retro-Stimmung sorgten auf der diesjährigen Ars Electronica mehrere Veranstaltungen, die Veteranen der Medienkunst ehrten.

Mit 35 ist man ja auch nicht mehr ganz jung: Das „Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft“ gibt es seit 1979. Der „Prix Ars Electronica“ startete 1987 mit 700 Einreichungen in drei Kategorien. Der Wettbewerb, der „Gradmesser und Leistungsschau der digitalen Kunst weltweit“ sein will, mauserte sich seither zur Großveranstaltung. Letztes Jahr wurde es den Juroren mit 4.000 Beiträgen in sieben Kategorien zu viel; die Direktoren Christine Schöpf und Gerfried Stocker sahen die „Kapazitätsgrenze“ erreicht. Jetzt werden vier Kategorien nur noch biennal ausgeschrieben. Preise für „Hybrid Art“ und „Digital Musics“ wird es deshalb erst nächstes Jahr wieder geben. Heuer bewarben sich 2.700 Projekte aus 77 Ländern um fünf jeweils mit 10.000 Euro dotierte Goldene Nicas.

"Balance from Within", installation by Jacob Tonski
„Balance from Within“, installation by Jacob Tonski, Ars Electronica 2014

Das Thema der Ars Electronica 2014 war „Change“. Um Veränderung nicht nur von anderen zu fordern, wurden die mehr als 400 Einzelveranstaltungen über die ganze Innenstadt verstreut: Der Mariendom verwandelte sich in ein Kunsthaus, das Akademische Gymnasium wurde von Hubschrauber-Bastlern und Youtube-Filmern besetzt, vor der Sparkasse ratterte ein Musikroboter. In einer Ladenpassage verarbeitete die holländische Recyclinganlage „Perpetual Plastic“ Kunststoffbecher mit Hilfe von 3D-Druckern zu Fingerringen. Animationsfilme liefen im Lentos-Kunstmuseum, im Kino Central und auch sonst überall.

"Day Dream" by Tsai-You Ho, Ars Electronica 2014
„Day Dream“ by Tsai-You Ho, Ars Electronica 2014

Gut zu Fuß musste sein, wer wissen wollte, was sich hinter dem Motto „Chaos, Fascism or Paradise?“ der taiwanesischen Kunstausstellung „Buddha on the Beach“ verbarg. Die Werke der koreanischen „Featured Artists“ Shin Seung Back und Kim Yong Hun fielen in dem Trubel nicht weiter auf. Und wo war noch mal der „Future Innovators Summit“ mit einem Vortrag des Kodak-Foto-Veterans K.Bradley Paxton? Fünf Tage lang versuchten rund 80.000 Besucher, mit dem Programm Schritt zu halten, während in Linz gleichzeitig das neue Schuljahr startete, sich Nonnen zu einer Konferenz trafen und an der Donau die „Klangwolke“-Musiknacht mit einem Feuerwerk endete.

Tafel mit wasserempfindlichen LED von Antonin Fourneau, Ars Electronica 2014
Tafel mit wasserempfindlichen LED von Antonin Fourneau, Ars Electronica 2014

Im Gedränge ging der Überblick schon mal verloren. „Die Kunstinstallationen, zum Großteil in einem Einkaufszentrum, wirken beliebig. Die Eröffnung misslang“, moserte „Die Presse“ aus Wien. Die Eröffnung war aber gar nicht in der Shopping-Arkade, sondern sehr poetisch im Ars-Electronica-Center, wo die japanische Pianistin Maki Namekawa ein musikalisches Märchen über einen Kranich erzählte. Und die meiste Kunst war im OK-Kulturhaus zu sehen, nämlich die Arbeiten der diesjährigen Preisträger. Außerdem bot das OK die erste Personale von Bill Fontana im deutschsprachigen Raum. Der 67jährige Klangkünstler produzierte für diese Werkschau ein neues Stück und verwandelte das Walzwerk der Voest in ein akustisches und visuelles Instrument. Das neue Linzer Kulturstadt-Image wird von der alten Stahlindustrie gesponsert.

Erstmals wurde heuer eine Goldene Nica für einen „Visionary Pioneer of Media Art“ vergeben. Dafür wurden die rund 200 bisherigen Preisträger der Ars Electronica befragt – sie wählten den Engländer Roy Ascott. Der Künstler und Theoretiker, gerade auf der Durchreise von Brasilien nach Shanghai, bedankte sich für dieses Geschenk zu seinem 80. Geburtstag mit einem Vortrag über Bewusstseinszustände und Out-of-Body-Erfahrungen: Das Selbst splitte sich heute auf, allein schon weil jeder Mensch mehrere Avatare und E-Mail-Adressen haben könne.

"Touchy" by Eric Siu, Ars Electronica 2014
„Touchy“ by Eric Siu, Ars Electronica 2014

Die Goldene Nica für „Computer Animation“ ging an den englischen Film „Walking City“, der ein Monster durch die Architekturgeschichte stapfen lässt. In der Kategorie „Digital Communities“ wurde das japanische Projekt „Fumbaro“ ausgezeichnet, das Opfer von Katastrophen mit Helfern vernetzt. Zur besten „Next Idea“ wurde ein Navigationssystem für Blinde gewählt. Den Nachwuchspreis „u19“, um den sich nur Jugendliche in Österreich bewerben können, bekam eine Schülerin, die Chanel-Werbung und alte Filmausschnitte zu einer neuen Geschichte kombinierte – was vermutlich knifflige Urheberrechtsfragen aufwirft.

Luxemburg spielte immerhin bei einem Preisträger eine Nebenrolle: Der Italiener Paolo Cirio bekam für sein Projekt „Loophole for all“ eine Goldene Nica für „Interactive Art“. Damit nicht nur Großkonzerne Steuern hinterziehen können, hatte sich Cirio in das Firmenregister der Cayman Islands gehackt und dann die Namen der dortigen Briefkasten-Firmen über ein eigens dafür gegründetes Unternehmen mit Sitz in London und Datenverarbeitung in den USA billig verkauft. Die Zahlungsabwicklung lief via Luxemburg – jedenfalls so lange, bis PayPal das Ganze zu heiß wurde und ausstieg.

"Loophole4All" by Paolo Cirio, Ars Electronica 2014
„Loophole4All“ by Paolo Cirio, Ars Electronica 2014

Mehr Freude bereitete der Finanzwelt vermutlich die Schau zum zehnjährigen Jubiläum des Linzer Studiengangs „Interface Cultures“: Der Spanier Martin Nadal stellte dort ein Aktien-Handelssystem vor, das mit einem Tablett zum Drogenkonsum verbunden ist – die Länge der Kokain-Linie bestimmt den Preis. Gastuniversität der Campus-Ausstellung war diesmal die Kunstakademie Mons. Die Belgier nutzten die Gelegenheit, um für ihr kommendes Digitalkunst-Festival zu werben. Nächstes Jahr soll das „Café Europa“ Mons mit 20 ehemaligen EU-Kulturhauptstädten vernetzen, zum Beispiel Linz und Lüttich, nicht aber Luxemburg.

Installation von Arotin & Serghei im Brucknerhaus, Ars Electronica 2014
Installation von Arotin & Serghei im Brucknerhaus, Ars Electronica 2014

Die Konzertnacht der Ars Electronica endete früher aus als geplant: Altmeister Michael Nyman musste die Uraufführung seiner „Symphony of sexual songs“ auf 2015 verschieben. Das Bruckner-Orchester unter Dennis Russell Davies spielte „Les Chimères“ von Marco Lemke, außerdem Stücke von Philip Glass und von österreichischen Komponisten, mit Visualisierungen der Künstlergruppe AROTIN&SERGHEI. Dazwischen wurden Archivaufnahmen aus den 1960er Jahren eingespielt. Die Besucher beeindruckte vor allem die Premiere „Trommeln ist ein dehnbarer Begriff“ des Schlagwerkers Josef Klammer: statt Trommelfellen flexible Gummihäute, die Atem-Geräusche machen.

Die Ars Electronica werde „immer austauschbarer und beliebiger“, kritisierte die Kunstwissenschaftlerin Katharina Gsöllpointner, die von 1991 bis 1995 Leiterin des Festivals war: „Brot und Spiele“ für das Volk. Kein Problem haben damit die Tüftler der japanischen Tsukuba-Universität, die ebenso ungeniert wie erfolgreich ihre „Device Art“ via Amazon verkaufen: quäkende Musikwürmer, blinzelnde Roboter-Augen, wedelnde Schwänze für Autos und Menschen. Wer derartige Gadgets nicht lustig findet, sollte sich den „Happiness Hat“ von Lauren Mccarthy zulegen: eine Mütze, die mit Sensoren die Mimik des Trägers erfasst und mit einem Stachel hinter dem Ohr zustechen kann. Lächle über die Computerwelt – oder du wirst bestraft!

Martin Ebner

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LED-Fassade des Ars Electronica Center
LED-Fassade des Ars Electronica Center in Linz

Published, Aperis: Stuttgarter Nachrichten (†), 08.05.1999

Schrebergärtner aller Länder…

Die Menschheit surft im Internet – aber vom Blumengießen kommt sie trotzdem nicht los. Das beweist der „Telegarden“ in der Eingangshalle des Linzer Ars-Electronica-Zentrums. Gehegt wird er von über 9.000 Gärtnern in aller Welt. Übers Internet bedienen sie den Industrieroboter in der Mitte des kreisrunden Blumenbeets, das einen Durchmesser von rund 2 Meter hat. Wer sich – kostenlos – als Mitglied der Telegartengemeinschaft registrieren läßt (d.h. seine E-Mail-Adresse angibt) und sein ernsthaftes hortikulturelles Interesse durch 100maliges Aufrufen der Garten-Homepage nachgewiesen hat, darf nicht nur mit anderen Besuchern des Gartens plaudern und dem Roboter den Befehl zum Blumengießen geben, sondern auch selbst Pflanzen aussäen.

Jeden Tag schauen sich rund 15.000 Internet-Nutzer an, wie es Ringelblumen, Rettich und dem sonstigen Gewächs geht. Entwickelt wurde das Gärtchen 1995 von der Südkalifornischen Universität. Die Forscher in Los Angeles wollten zum Beispiel für archäologische Ausgrabungen an unzugänglichen Stellen „ein verläßliches System, das 24 Stunden am Tag operieren und mit Tausenden Nutzern gleichzeitig kommunizieren kann“. Am Anfang gab es Saboteure, die den Roboter zum Umpflügen und Zerstören des Beetes mißbrauchten. Seit ein paar Jahren funktioniert aber das Experiment einer „digitalen Gemeinschaft über alle Kontinente hinweg“. In Linz ist der Telegarten noch bis zum Ars-Electronica-Festival im September 1999 zu sehen.

Martin Ebner

Landscape Abbreviated
„Landscape Abbreviated“ by Nova Jiang (New Zealand); Ars Electronica 2014

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Schmetterling
Fleißiger Schmetterling

Foto: Light sculpture „Cryptid“ by Michael Candy, Ars Electronica 2019. Skulpturo de Michael Candy el Australujo, dum Ars Electronica 2019. Robotische Lichtskulptur CRYPTID von Michael Candy (Austrialien), im Keller der Postcity bei der Ars Electronica 2019 in Linz, Österreich.

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Texts of timeless beauty. Or at least some historical interest.