Leonhart Fuchs

Feier für Leonhart Fuchs

About: Anniversary of the German biologist Leonhart Fuchs
Pri: 500. datreveno de germana biologo Leonhart Fuchs
Published,
Aperis: Stuttgarter Nachrichten (†), 16.06.2001


Vor 500 Jahren wurde der Pflanzenforscher Leonhart Fuchs geboren, einer der ersten Biologen

Richtig beliebt war Leonhart Fuchs zu seinen Lebzeiten wohl nie. Jedenfalls hatte der Gelehrte, später gerühmt als einer der „deut-schen Väter der Pflanzenkunde“, nie über einen Mangel an Feinden und Neidern zu klagen. Dieses Jahr [2001] feiern Universität und Stadt Tübingen den 500. Geburtstag des Gelehrten: Fuchs-Kalender, Fuchs-Regenschirme, Fuchs-Ausstellung und viele blühende Fuchsien.

Der 1501 in Wemding bei Nördlingen als Sohn des Bürgermeisters geborene Fuchs machte seinem Namen alle Ehre. Schon 1511 war seinem Lehrer an der Lateinschule in Heilbronn seine Begabung aufgefallen; mit 25 Jahren war er bereits Professor der Medizin in Ingolstadt. Sein erstes Buch, „Irrtümer der neueren Ärzte“, brachte ihm die Aufmerksamkeit der akademischen Welt, Freunde allerdings kaum.

Als Anhänger Luthers aus dem katholischen Ingolstadt vergrault, übernahm Fuchs im Jahr 1535 den Lehrstuhl für Medizin in Tü-bingen, wo er auch siebenmal Rektor der Universität wurde. Seine Forderungen nach mehr anatomischen Untersuchungen und Ab-schaffung der Astrologie waren damals revolutionär. Seine zahl-reichen Bücher und Streitschriften brachten ihm den Vorwurf der Vielschreiberei und des geistigen Diebstahls ein.

Unbequem war seine Anweisung an die Professoren: „Mit den Studenten die Felder und Berge öfters besuchen und dabei das Aussehen der Pflanzen beobachten und nicht die Kenntnis der Heilpflanzen den ungebildeten Arzneikrämern und den einfältigen Kräuterweibern überlassen.“  Fuchs ging mit gutem Beispiel voran und unternahm zahlreiche botanische Exkursionen. Außerdem gründete er in Tübingen einen der ältesten Universitätsgärten der Welt. Nicht nur für den Unterricht benötigte er frische Pflanzen, sondern vor allem für die Beschreibung in Arzneipflanzen-Büchern, die seinen Nachruhm begründeten.

1542 erschien sein Werk „De historia stirpium“ (Über die Geschich-te der Pflanzen) mit 511 Pflanzenabbildungen – bis heute ein Vorbild botanischer Buchillustration. Ein Jahr später kam das Buch, erweitert um sechs Bildtafeln, in deutscher Sprache als „New Kreüterbuch“ heraus. Viele Pflanzen werden dort zum ersten Mal beschrieben, zum Beispiel das später nach dem Tübinger Gelehrten benannte Fuchssche Kreuzkraut oder das Fuchs-Knabenkraut, aber auch Hirschzunge und Tüpfelfarn, Meerrettich und Wolfs-Eisenhut. Nur 50 Jahre nach der „Entdeckung“ Amerikas finden sich im „New Kreüterbuch“ die ersten europäiscen Abbildungen von Mais, Kürbis, Paprika und Tagetes. Die Fuchsie wurde allerdings erst 1703 von dem Botaniker Charles Plumier entdeckt und zur bleibenden Ehrung von Fuchs getauft.

Das Manuskript für den zweiten Band des Kräuterbuchs enthielt 300 neue Abbildungen; 1564 war das Gesamtwerk vollendet. Geldgeber für den Druck konnte Fuchs jedoch nicht finden. Auf eigene Kosten ließ er Zeichnungen, Holzstöcke und Probedrucke anfertigen. Zuletzt arbeitete der „Meister von Messkirch“ für den Professor. Alle Versuche, einen Verleger für sein Lebenswerk zu finden, scheiterten jedoch. Am 10. Mai 1566 starb Fuchs verbittert und verschuldet in Tübingen. Beerdigt wurde er auf einem Gelände, das später in den Alten Botanischen Garten eingegliedert wurde.

Seine Holzstöcke wurden eingemottet. 1853 besaß die Universitäts-bibliothek Tübingen noch 196 davon. In der Inflationszeit wurden sie an die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste verkauft. Dort wurden viele Druckstöcke zur Wiederverwendung abgehobelt. Heute sind nur noch 23 erhalten. Das Manuskript galt nach dem Tod von Fuchs‘ ältestem Sohn als verschollen. Es tauchte jedoch 1954 in der Österreichischen Nationalbibliothek wieder auf: Als „Wiener Codex“ umfasst das Hauptwerk von Fuchs über 4500 eng beschriebene Folioseiten und 1525 handkolorierte Zeichnungen.

Die Teilnehmer des Tübinger Jubiläumsjahres können sich darüber freuen. Das „New Kreüterbuch“ ist nämlich auch heute noch hilfreich. Wer beim großen Festakt am 13. Juli in der Uni Tübingen oder bei der Eröffnung des Fuchsien-Pavillons im Botanischen Garten zu tief ins Glas schaut, kann sich an die Ausführungen von Leonhart Fuchs zur Weinrebe halten: „Die Rebbletter zerstoßen / unnd übergelegt / lindern den weetagen des haubts.“

Martin Ebner


 


Foto: Picture of Leonhart Fuchs from 1543. Portreto de Leonhart Fuchs. Porträt von Leonhart Fuchs im „New Kreüterbuch“ von 1543.

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Texts of timeless beauty. Or at least some historical interest.